Vera Mercer

Vom Werden und Vergehen – Lebenslust und Vanitas

Münsterhof

Alles dreht sich in den Stillleben von Vera Mercer um Lebensmittel, angefangen von Angebot in seiner rohesten Form, wie Schweinehälften auf dem Markt, bis hin zur angerichteten Mahlzeit im Restaurant – und gleichzeitig geht es ihr um eine gewisse Sinnlichkeit, wobei die mitunter überbordenden, barock anmutenden Inszenierungen selten ins Dekadente umkippen.

Ihre Stillleben schillern in der sattesten Farbenpracht. Es ist eine sonderbare Mischung aus lebendiger und toter Materie. Zumindest die reifen Früchte scheinen noch etwas vom Leben in sich zu tragen. Eine Todessymbolik ist genauso präsent: Klassische Vanitas-Motive wie Schädel, Teile von Tieren, wie Fischköpfe – herunter gebrannte Kerzen gemahnen- als memento mori – symbolhaft an die eigene Sterblichkeit.Mit grosser Intensität arbeitet sie inhaltliche und formale Gegensätze heraus: von Licht und Schatten, von Realismus und Illusion, von Tradition und Moderne und von Schönheit und Schrecken, weil neben aller Sinneslust eben doch abgehackte Tierköpfe und -füsse kalte Hinweise auf deren illusionslose Verwertung geben.

Vera Mercer, geboren 1936 in Berlin, als junge Frau verheiratet mit dem Schweizer Künstler Daniel Spoerri, dem Begründer der «Eat Art», lebt und arbeitet heute in Paris und Omaha. Dort, im US-Bundesstaat Nebraska unterhält sie, erst zusammen mit ihrem späteren Ehemann, nach seinem Tod alleine, zwei Restaurants und ein Deli.

Curated by Gisela Kayser / Printed by CEWE

Nachhaltiges Entwicklungsziel (SDG) 12: Nachhaltiger Konsum und Produktion

Entdecken Sie hier Beiträge der ETH Zürich zum Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG) 12:

Illegale Märkte im Visier

Joschka Johann Proksik

Rechtswidrige Wirtschaftspraktiken, versteckte Wertschöpfungsketten: Mit diesen undurchsichtigen Geschäften befasst sich Dr. Joschka J. Proksik in seiner Forschung. Joschkas Interesse an illegalen Wirtschaftsformen wurde während einer Studienreise in den Kosovo im Jahr 2009 geweckt. Dabei wurde deutlich, dass die Präsenz illegaler wirtschaftlicher Aktivitäten, einschliesslich der organisierten Kriminalität, weitreichende Auswirkungen auf Frieden, Entwicklung, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und lokale Politik hat. Diese Erfahrung erweiterte seine Sichtweise auf die Funktionsweise illegaler Wirtschaftsaktivitäten. Er erkannte, dass es sich dabei nicht nur um eine Reihe illegaler Aktivitäten handelt, sondern um ein komplexes Phänomen mit tiefgreifenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen.

In Regionen, in denen die illegale Wirtschaft floriert, verschwimmen oft die Grenzen zwischen Legalem und Illegalem. Die Bewältigung dieses Phänomens ist nicht nur eine technische Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden, sondern ist eng mit der politischen Dynamik verwoben.

Die Unterbindung illegaler Finanzströme zugunsten der Finanzierung globaler Ziele

Joschkas aktuelle Forschungsarbeit befasst sich speziell mit informellen und illegalen Wirtschaftspraktiken im Zusammenhang mit der Gewinnung natürlicher Ressourcen in Entwicklungsländern und wie diese mit den globalen Handelszentren verbunden sind. Die steigende Nachfrage nach wertvollen Mineralien wie Gold verleitet viele arme Menschen dazu, ihren Lebensunterhalt im informellen Bergbau zu verdienen. Die meisten informellen Bergleute arbeiten jedoch ausserhalb der Legalität und ohne Aufsicht. Obwohl der informelle Bergbau das Potenzial hat, die Armut zu lindern und die lokale Entwicklung zu fördern, führt er daher häufig zu negativen Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung, zum Beispiel zu einer schlechten öffentlichen Gesundheit und einer massiven Umweltzerstörung. In einigen der schlimmsten Fälle sind solche Tätigkeiten auch mit Zwangs- und Kinderarbeit, sexuellem und Drogenmissbrauch sowie der Finanzierung von kriminellen und bewaffneten Gruppen verbunden.

Auch auf nationaler Ebene gibt es negative Auswirkungen. Viele Förderländer erleiden finanzielle Einbussen, weil sie keine Steuern auf illegal gehandelte und über die Grenzen geschmuggelte Ressourcen erheben können. Durch diese Einnahmeverluste entgehen den Regierungen dringend benötigte Einnahmen für den Bau von Infrastrukturen, die Finanzierung von Bildungs- und Gesundheitsdiensten und generell für die Finanzierung der Bemühungen um die Verwirklichung der SDGs.

Letztendlich wird die Fähigkeit, die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem informellen Bergbau und dem illegalen Handel zu bewältigen, das Potenzial der Länder beeinflussen, Menschen aus der Armut zu befreien und nachhaltige Lebensgrundlagen zu ermöglichen. Die Auswirkungen sind auch global: Umweltbelastungen wie Quecksilberverschmutzung und Entwaldung tragen neben anderen weitreichenden Folgen zum Klimawandel und zum Verlust der biologischen Vielfalt bei.

Joschka plant ferner, die Auswirkungen des Übergangs zu grüner Energie» und der damit verbundenen Nachfrage nach kritischen Mineralien wie Lithium auf die Regionen zu untersuchen, die diese fördern.

Gold verantwortungsvoll nutzen!

Auf der Grundlage seiner Forschungsergebnisse fordert Joschka die Konsument:innen auf, auf die Herkunft der in Elektronik und Schmuck verwendeten Mineralien zu achten. Je mehr wir alle unsere Besorgnis zeigen und uns über die Produktionsbedingungen erkundigen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Hersteller und Händler verantwortungsvollere Beschaffungspraktiken anwenden werden. Die Etablierung globaler Nachhaltigkeitsstandards und verantwortungsvoller Lieferketten erfordert jedoch internationale Zusammenarbeit und faire wirtschaftliche Austauschbeziehungen.

«Um eine nachhaltige Zukunft zu erreichen, ist es von entscheidender Bedeutung, die derzeitigen geopolitischen Konflikte und Rivalitäten zwischen Grossmächten zu überwinden. Diese Konflikte behindern eine effektive internationale Zusammenarbeit und verhindern Fortschritte auf dem Weg zu einer gerechteren Weltordnung. Dies erfordert Mut und verantwortungsvolle politische Führung im globalen Norden und Süden»

Joschka J. Proksik, Postdoktorand in Entwicklungsökonomie an der ETH Zürich

Ein sinnliches Geschmackserlebnis

Tastelab

Das ETH-Spin-off Tastelab ist seit 2015 aktiv und wurde von der Astrophysikerin Sue Tobler und dem Informatiker Remo Gisi gegründet. Sie kombinierten ihre drei grossen Leidenschaften: Essen, Wissenschaft und das Umsetzen von Ideen. Als kulinarische Visionäre und experimentelle Wissenschaftler:innen gilt das Tastelab-Team als führender Schöpfer von sinnlichen und zum Nachdenken anregenden Erlebnissen rund um Essen, Wissenschaft und Nachhaltigkeit. Bei dieser Liebesgeschichte zwischen Kochen und Wissenschaft geht es um die Zukunft des Essens.

Die Leidenschaft fürs Kochen hat Sue von ihrer Mutter geerbt. Ihren ersten bezahlten Catering-Job hatte sie im Alter von 11 Jahren, während eines Skiurlaubs. Remo teilt mit ihr die Leidenschaft für die Organisation von Veranstaltungen rund um das Thema Essen und die Begeisterung dafür, Menschen zusammenzubringen, um aussergewöhnlich schmackhafte, nachhaltige und hochwertige Lebensmittel zu geniessen.

Von der Physik bis zur Nahrung

«Alles im Leben geschieht aus einem bestimmten Grund. Und dieser Grund ist meistens die Physik.» Sue und Remo sind davon überzeugt, dass man ein besserer Koch und Restaurantunternehmerin wird, wenn man den Kochprozess gut versteht, den gesamten Lebenszyklus von Lebensmitteln vom Bauernhof bis zum Tisch nachvollziehen kann und mit einem analytisch geschulten Verstand an das kulinarische Handwerk herangeht. Sie schlüsseln wissenschaftliche Ergebnisse auf, um sie in überzeugende Geschichten über Lebensmittelproduktion und -verarbeitung, Kochen und Catering zu verwandeln.

Für das Tastelab-Team hat jedes Lebensmittel eine Geschichte, und Essen ist ein Erlebnis. Ihre Veranstaltungen schärfen das Bewusstsein dafür und schaffen Erinnerungen für ihre Gäste.

Der Geschmack, den wir durch Mund und Nase wahrnehmen, ist nur ein kleiner Teil dessen, was wirklich im Gehirn passiert, wenn wir essen. Unser Geschmackssinn entsteht hauptsächlich in unserem Gehirn, und 80 Prozent davon sind bereits festgelegt, wenn das Essen in den Mund gelangt. Nach der Analyse von Sue und Remo bedeutet dies, dass die grösste Hürde auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Lebensmittelkonsum und einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion in der Tat psychologischer Natur ist.

Eines ihrer Projekte konzentriert sich darauf, den Fussabdruck von Lebensmitteln während ihres gesamten Lebenszyklus so klein wie möglich zu halten. Seit 2019 kochen sie ausschliesslich mit pflanzlichen Zutaten, weil sie überzeugt sind, dass dies eines der grössten Hebel für eine nachhaltigere Küche ist. Tastelab arbeitet mit zwei weiteren ETH-Spin-offs zusammen: Planted und ein weiteres Start-up-Unternehmen, das an einem Garnelenersatz auf der Basis von Mikroalgen arbeitet.

Essen ist Tradition und ein Teil unserer Identität. Tastelab und seine Mitarbeitenden zeigen mit ihrem Beispiel, wie genussvoll und facettenreich pflanzliches Essen sein kann.

Die Zukunft ist pflanzenbasiert

Um Lebensmittel verantwortungsvoller zu konsumieren und zu produzieren, ist es wichtig, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Das bedeutet in der Regel, sich pflanzlichen Lebensmitteln zuzuwenden. Um die Botschaft zu verbreiten, was mit Pflanzen alles machbar ist, wendet sich Tastelab an traditionelle französische Restaurants in Zürich und lädt sie ein, ihre vegane Gänseleber zu verwenden, die hauptsächlich aus Cashewnüssen und Pinienkernen hergestellt wird. Remos Vision für das zukünftige Lebensmittelsystem basiert auf globalem Bewusstsein, aber lokalem Fortschritt. Es ist eine Zukunft, in der wir uns besser, gesünder und hochwertiger ernähren und gleichzeitig weniger ökologische und soziale Schäden in den Teilen der Welt verursachen, in denen unsere Lebensmittel produziert werden.

«Konsumieren Sie bewusster und überdenken Sie Ihre Stereotypen in Bezug auf Lebensmittel. Seien Sie offen, um die Vielfalt pflanzlicher Lebensmittel zu geniessen»

Remo Gisi, Mitbegründer von Tastelab

Wiederkäuer auf Diät für das Klima

Mutian Niu

Die Leidenschaft von Professor Mutian Niu für die Tiergesundheit spiegelt sich in seinem Namen wider: «Niu» oder 牛 bedeutet im Chinesischen «Vieh», und «Mutian» oder 牧田 bedeutet «auf der Weide grasen». Geboren und aufgewachsen in China, wo er Tierwissenschaften studierte, setzte er sein Studium in den Vereinigten Staaten fort, wo sein Forschungsschwerpunkt, wie auch heute, das Milchvieh war. Im Jahr 2021 kam er als Assistenzprofessor für Tierernährung an die ETH Zürich.

Kuh auf Diät

Wiederkäuer sind weltweit die hauptsächliche Quelle für Fleisch und Milchprodukte. Sie erfüllen auch eine wichtige Funktion bei der Umwandlung von Nährstoffen: Rinder, Schafe und Ziegen können Pflanzen, die der Mensch nicht essen kann, zu wertvollen Nahrungsmitteln verdauen. Bei der Verdauung von Gras und anderen Pflanzenmaterialien wird jedoch Methan als Nebenprodukt freigesetzt – ein starkes Treibhausgas.

Das wirft die Frage auf, was eine Kuh fressen könnte, um weniger Methan zu produzieren. Nius Forschungsgruppe befasst sich mit dieser Frage, indem sie sich sowohl auf die Art des Futters und die Ernährungsphysiologie der Tiere als auch auf die Verbesserung der Nachhaltigkeit und Effizienz in der Viehwirtschaft konzentriert. Sie entwickeln Ernährungsstrategien für Kühe, Ziegen, Schafe und andere Tiere, die für die Milch- und Fleischproduktion genutzt werden, mit dem Ziel, die Nährstoffverwertung der Tiere zu verbessern und gleichzeitig die umweltschädlichen Methan- und Lachgasemissionen zu verringern.

Ihre Arbeit deutet darauf hin, dass die Methanemissionen mit nur einem kleinen Futtermittelzusatz um etwa 30 Prozent reduziert werden können. Auch durch eine Änderung der Zusammensetzung des Tierfutters, das aus den ohnehin verfütterten Körnern wie Gräsern und Hülsenfrüchten hergestellt wird, lassen sich erhebliche Verbesserungen erzielen.

Tierschutz in einem sich ändernden Klima

Niu und sein Team planen, ihre Arbeit über die Verringerung der Umweltauswirkungen von Wiederkäuern hinaus auszuweiten, indem sie die Frage umdrehen und untersuchen, wie sich der Klimawandel auf die Tiere auswirkt. So sind Kühe beispielsweise sehr hitzeempfindlich, was ihre Immunabwehr beeinträchtigt und zu Entzündungen führt. Hitzewellen können sich auch auf das Wohlergehen der Tiere auswirken, indem sie ihr Verhalten sowie die Produktion und Qualität ihres Futters verändern.

Auf der Suche nach Ernährungslösungen, die diesen Veränderungen entgegenwirken, arbeitet Nius Team mit Forschungsgruppen an der ETH Zürich und in anderen Ländern zusammen. Einer ihrer Ansätze besteht darin, die Technologie der Präzisionslandwirtschaft und Computer-Vision-Tools zu nutzen, zum Beispiel mit Methoden der künstlichen Intelligenz, um die Überwachung der Tiere zu verbessern. In einem gemeinsamen Projekt mit der ETHZ-Gruppe für analytische Chemie entwickeln die Tierernährungsforscher neue Möglichkeiten, den Gesundheitszustand der Tiere mit nicht-invasiven Methoden über den Atem zu überprüfen.

«Erstens: Wiederkäuer sind wichtig. Zweitens: Glaubt an die Wissenschaft!»

Prof. Dr. Mutian Niu

open your eyes Festivalbüro
Bahnhofstrasse 24
8001 Zürich
Schweiz
Tel: +41 44 218 11 03‬