Peter Menzel

Material World
Ein globales Familienporträt

General Guisan Quai

Peter Menzels episches Werk soll den Themen Bevölkerung, Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Konsum ein menschliches Gesicht geben, indem es eine entscheidende Frage beleuchtet, vor der die Menschheit steht: Können wir alle alles haben, was wir wollen? Und sollten wir das überhaupt?

Um den Wohlstand der Welt zu dokumentieren, hat Menzel in einer beispiellosen Aktion ein Team führender Fotograf:innen zusammengestellt. Jede:r von ihnen lebte eine Woche oder länger bei einer Familie, die dem statistischen Durchschnitt ihres Landes entspricht. Am Ende jedes Besuchs arbeiteten die Fotograf:innen und die Familie gemeinsam an einem Familienporträt ausserhalb ihres Hauses, umgeben von all ihren Besitztümern. Damit wird zweifelsfrei sichtbar, was sich sonst nur in statistischen Zahlenwerken ausdrücken lässt: Die «Material World», in der wir alle leben.

Die Ausstellung zeigt die 12 Familienporträts, die Menzel für das Projekt fotografiert hat, sowie eine Auswahl weiterer Porträts der Fotograf:innen Alexandra Boulat, Miguel Luis Fairbanks, Peter Ginter, Leong Ka Tai und Louis Psihoyos.

Peter Menzel ist ein amerikanischer Fotojournalist, der für seine Reportagen aus den Bereichen Wissenschaft und Umwelt bekannt ist. Seine preisgekrönten Fotos wurden in GEO, Stern, Le Figaro, Der Spiegel, Paris Match, Focus, Muy Interesante, El Pais, National Geographic, Smithsonian, New York Times Magazine und Time veröffentlicht. Er wurde mehrfach mit dem World Press Award und dem Picture of the Year Award ausgezeichnet. Peter Menzel und seine Frau und Schriftstellerin Faith D’Aluisio sind Autor:innen vieler preisgekrönter Bücher: Women in the Material World; Man Eating Bugs: The Art & Science of Eating Insects; Robo sapiens: Evolution of a New Species; Hungry Planet: What the World Eats; and What I Eat: Around the World in 80 Diets. Menzel und D’Aluisio arbeiten derzeit an einem Buchprojekt über Todesbräuche, Rituale und Gedenken auf der ganzen Welt.

Curated by Peter Menzel / Printed by CEWE

Nachhaltiges Entwicklungsziel (SDG) 1: Keine Armut

Entdecken Sie hier Beiträge der ETH Zürich zum Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG) 1:

Überwindung extremer Armut

Fritz Brugger

Das berufliche und akademische Leben von Dr. Fritz Brugger zeichnet sich durch einen aussergewöhnlichen Beitrag zur internationalen Zusammenarbeit und zur Entwicklung von Sozialunternehmen in Afrika aus.

Nachhaltigkeit mitgestalten

In seiner Forschung untersucht Fritz Brugger, welche Auswirkungen unser erhöhter Verbrauch von Gold, Kupfer, Lithium und anderen Rohstoffen auf die Menschen in den Abbaugebieten hat. Er untersucht, ob die derzeitigen Sorgfaltspflichten der Industrie ausreichen, um Gesundheit und Umwelt zu schützen. In seiner Arbeit geht er auch der Frage nach, wie die Regeln für grenzüberschreitende Investitionen aussehen sollten, wenn einkommensschwache Länder gleichberechtigt an globalen Wertschöpfungsketten teilhaben sollen, ohne die Rechte der Arbeitnehmer zu missachten, die Menschenrechte zu verletzen oder die Umwelt zu schädigen.

Neben seiner Forschungstätigkeit ist Fritz Co-Leiter des Zentrums für Entwicklung und Zusammenarbeit (NADEL) an der ETH Zürich. Ziel des Zentrums ist es, zukünftige Führungskräfte in der globalen Zusammenarbeit zur Erreichung der SDGs auszubilden. Bislang hat das NADEL über 1 500 Personen ausgebildet.

1.90 pro Tag

Als Gastgeber der Podcast-Reihe «1.90 pro Tag» diskutiert Fritz mit NADEL-Alumni über die Zukunft der internationalen Zusammenarbeit und fragt sie, wie ihre Arbeit dazu beiträgt, die extreme Armut zu beenden, die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen oder nicht nachhaltigen Konsum zu reduzieren.

Der Name des Podcasts bezieht sich auf die bis letztes Jahr geltende Schwelle für extreme Armut, die auf 2.15 US-Dollar pro Person und Tag angehoben wurde.

Die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten halbiert. Das ist sehr ermutigend, sollte aber nicht den Blick auf das Ausmass der weltweiten Armut verstellen, die nach wie vor besteht: Fast fünf Milliarden Menschen müssen mit weniger als 10 US-Dollar pro Tag auskommen.

Die Podcast-Gespräche machen deutlich, wie vielschichtig die Herausforderung ist, Armut und Ungleichheit zu überwinden, und werfen ein Licht auf die komplexe Suche nach einer nachhaltigen Zukunft.

«Fast alles, was wir kaufen, konsumieren, benutzen oder besitzen, verbindet uns direkt oder indirekt mit Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen. Ich interessierte mich für diese globale Verbindung und dafür, wie die Spielregeln zwischen dem ‹Globalen Norden› und dem ‹Globalen Süden› gestaltet sind. Denn Nachhaltigkeit, Armutsbekämpfung und Gleichberechtigung können nur global gedacht und erreicht werden»

Dr. Fritz Brugger, Geschäftsleiter des Zentrums für Entwicklung und Zusammenarbeit (NADEL) der ETH Zürich

Reduktion von Armut mit Innovation

Isabel Günther

Seit mehr als 15 Jahren forscht und lehrt Professorin Isabel Günther über globale Armut und Ungleichheit. Ursprünglich an der Universität Göttingen in Deutschland ausgebildet, hat sie in Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Frankreich, Ghana, Kenia, der Schweiz, Südafrika, Uganda und den USA geforscht.

Seit 2014 ist sie akademische Leiterin des NADEL Center for Development and Cooperation an der ETH Zürich, das Studierende sowie Fachleute aus NGOs, der öffentlichen Verwaltung und dem Privatsektor in globaler Zusammenarbeit für nachhaltige und gerechte Entwicklung ausbildet. Im Jahr 2019 war Isabel Günther Mitbegründerin des ETH for Development-Netzwerks ETH4D, das technologische Innovationen vorantreiben soll, die das Leben der 60 Prozent der Weltbevölkerung, die mit weniger als 10 US-Dollar pro Tag auskommen müssen, verbessern können.

Globale Armut und ihre vielen Dimensionen

In ihrer Forschung konzentriert sich Isabel darauf, wie lokale und globale Wirtschaftspolitik die Lebensbedingungen von Menschen verbessern kann, die mit einem geringen Einkommen auskommen müssen. Die globale Armut hat viele Dimensionen. Dementsprechend vielfältig sind die Forschungsfragen, die von der Gesundheitsversorgung über menschenwürdige Arbeit bis hin zur Solarenergie reichen.

Wie können wir eine Krankenversicherung gestalten, die den ärmsten Bevölkerungsgruppen der Gesellschaft zugutekommt? Wie können sich arme Menschen in dicht besiedelten Städten vor Pandemien wie Covid-19 schützen? Welche Massnahmen sind wirksam, um Kinderarbeit auf Kakaoplantagen zu verhindern? Wie wirkt sich der Abbau von Rohstoffen auf die Lebensbedingungen der Menschen aus, die in den Bergbauländern leben? Was können neue Technologien wie Solarzellen oder Mobiltelefone zur Armutsbekämpfung beitragen? Wie beeinflussen globale Sozialstandards, wie zum Beispiel der faire Handel, das Konsumverhalten in reichen Ländern?

Wissen Sie, wie sich die globale Armut in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat?

In öffentlichen Vorträgen hat Isabel immer wieder gehört, dass viele Menschen in der Schweiz mehr über globale Ungleichheit und Armut wissen und selbst aktiv werden wollen. Seit 2021 führt sie eine landesweit repräsentative Befragung von 3 000 Schweizer:innen durch, um deren Einstellung zu globaler Armut und internationaler Zusammenarbeit zu erfragen. Diese Umfrage, die den Namen «Swiss Panel Global Cooperation» trägt, soll bis 2030 jährlich wiederholt werden.

Die ersten Ergebnisse zeigen, dass den Schweizer Bürger:innen die globale Gerechtigkeit oft wichtiger ist als die wirtschaftlichen Interessen der Schweiz. Im Jahr 2021 gab es eine breite Unterstützung für Bemühungen um geistige Eigentumsrechte, die zum Beispiel den Zugang zu Covid-19-Impfstoffen einschränken, und für Massnahmen, die von Schweizer Unternehmen eine genaue Überwachung ihrer Lieferketten verlangen. Die Ergebnisse zum Wissensstand der Schweizer Bevölkerung über die globale Armut weisen auf eine Informationslücke hin: Fast ein Drittel der Befragten gab an, dass sie sich nicht gut informiert fühlen und gerne mehr über Armut und globale Ungleichheit erfahren würden. Fast 90 Prozent hatten noch nie oder nur wenig von den SDGs gehört und nur 13 Prozent wussten, dass die weltweite Armut in den letzten 30 Jahren deutlich zurückgegangen ist.

«Während vor 200 Jahren schätzungsweise 90 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut lebten und dieser Anteil vor 30 Jahren auf 40 Prozent sank, leben heute immer noch 10 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut, das heisst mit weniger als 2 US-Dollar pro Tag – und das in einer Welt, in der das Durchschnittseinkommen in den reichsten Ländern bei über 200 US-Dollar pro Tag liegt. Die extremen globalen Einkommensunterschiede einerseits und die grossen Fortschritte in der Armutsbekämpfung in den letzten 30 Jahren andererseits motivieren mich täglich für meine Arbeit»

Prof. Dr. Isabel Günther, akademische Leiterin des Zentrums für Entwicklung und Zusammenarbeit (NADEL) der ETH Zürich und Sprecherin von ETH for Development (ETH4D)

Innovatives Leadership

Adina Rom

Dr. Adina Rom hat eine Leidenschaft für internationale Entwicklungsökonomie. Sie lebte in New York, San Francisco, Genf und Zürich, bevor sie im Alter von 23 Jahren ins ländliche Kenia zog. Das Leben dort war eine neue Erfahrung, die sie immer wieder überraschte, und Adina erkannte, wie viele falsche Annahmen und Vorurteile über Armut ihr Denken bis dahin geprägt hatten. Irritiert und inspiriert davon, beschloss sie, ihr Leben der evidenzbasierten Armutsbekämpfung zu widmen.

Armutsbekämpfung mit Forschung und Technologie

Der Anteil der Menschen, die weltweit in extremer Armut leben, hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Dennoch leben immer noch rund 800 Millionen Menschen von weniger als 2 US-Dollar pro Tag und haben keinen Zugang zu angemessener Nahrung, sauberem Trinkwasser, sauberem Strom, nachhaltigem Transport und anderen grundlegenden Dienstleistungen.
Als Exekutivdirektorin von ETH for Development (ETH4D), einem Netzwerk von 50 ETH-Professuren, die sich für ein verstärktes Engagement der ETH für die UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) einsetzen, ist Adina überzeugt, dass die Hochschulen die Verantwortung haben, dafür zu sorgen, dass der technologische Fortschritt der gesamten Weltbevölkerung zugutekommt und nicht nur den reichsten Gesellschaften.

Die rasante Entwicklung der Mobilfunktechnologie und der Solarenergie beispielsweise hat in den letzten zehn Jahren weltweit enorme Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft gehabt. Technologien wie 3D-Druck, Fernerkundung und KI versprechen, die Entwicklung voranzutreiben. Die ETH4D unterstützt deshalb Forschung, die das Wissen und die Fähigkeiten aus verschiedenen Disziplinen vereint und die Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlicher Forschung, Zivilgesellschaft, Industrie und Politik fördert.

Bildung für eine nachhaltige und gerechte Zukunft

Neben der Unterstützung von Forschungs- und Innovationsprojekten bildet die Initiative eine neue Generation von Ingenieuren und Wissenschaftlern aus, die Innovationen mit einer globalen Perspektive entwickeln und umsetzen können. Seit 2022 bietet sie zusammen mit der Ashesi University in Ghana einen gemeinsamen Masterstudiengang in Ingenieurwissenschaften an, bei dem Dozierende beider Einrichtungen gemeinsam vor Ort unterrichten. Die Initiative bietet auch Sommerschulen an, in denen Studierende gemeinsam Ideen für eine nachhaltige Zukunft entwickeln, und schafft an der ETH Zürich eine Drehscheibe für Themen der globalen nachhaltigen Entwicklung, indem sie entsprechende Vorträge und Veranstaltungen organisiert.

«Wenn Absolvent:innen verstehen, wie eine gerechte globale Entwicklung aussieht, können sie viel bewirken»

Dr. Adina Rom, Geschäftsleiterin der Initiative ETH for Development (ETH4D)

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