Goran Tomašević

Krieg

Seebad Enge

Goran Tomašević ist eine lebende Legende. Er hat nicht nur 30 Jahre lang in Krisengebieten überlebt, sondern beherrscht auch die Kunst der Fotografie.

Krieg: Blut. Feuer. Rauch. Tod. Schmerz. Und doch herrscht Hoffnung. Fotoreporter:innen sind gezwungen, Krieg mitzuerleben. Humanismus kennzeichnet Gorans Werk. Intuition lenkt seine Existenz. Seine Fotos sind durchdrungen von Lärm, Gestank und der Quintessenz eines Orts. Die Bildkompositionen vermitteln eine Kenntnis der Lage, ein Verborgen-, Versunken-, Verschmolzen-Sein mit dem Sujet. Goran Tomašević steht klar in der Tradition der Kriegsreportage von James Nachtwey, Robert Capa, Larry Burrows und Don McCullin. Und auf seine ganz eigene Art bezieht er sich auch auf Mathew Brady, der im Bürgerkrieg von 1861 den «Geruch des Todes» in amerikanische Haushalte bringen wollte.

Seine mächtige, schreckliche Arbeit vermittelt eine danteske Vorstellung von unserer Menschheit. In einem der seltenen Interviews erklärt er, dass er bei der Arbeit vor Ort sich nie auf eine Seite schlägt. Und: «Wenn du die Fakten authentisch vermitteln willst, musst du dort sein, wo sie sind. Das ist die Herausforderung».

Tomašević, den viele für einen wunderbaren Caravaggio der Fotografie halten, wurde mit den renommiertesten internationalen Preisen ausgezeichnet: World Press Photo Award, POYi, China International Press Photo of the Year, SOPA Award of Excellence, London Frontline Club Award, National Press Photography Association, Best of Photo journalism, viermal Reuters Photographer of the Year, und im April 2019 wurden Tomašević und mehrere seiner Kollegen von Reuters für ihre Berichterstattung über die Massenmigration von Mittel- und Südamerikanern in die Vereinigten Staaten mit dem Pulitzer-Preis für Breaking News Photography ausgezeichnet.

Curated by Lois Lammerhuber / Printed by CEWE

Nachhaltiges Entwicklungsziel (SDG) 16: Friede, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Entdecken Sie hier Beiträge der ETH Zürich zum Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG) 16:

Bessere Gesetze dank Künstlicher Intelligenz

Elliott Ash

Elliott Ash ist bekannt für sein Fachwissen in den Bereichen Rechtswissenschaft, Ökonomie und Datenwissenschaft. Er setzt eine breite Palette von Tools aus den Sozialwissenschaften und der Datenanalyse ein, um Einblicke in die Komplexität von Gesetzen und des Rechtssystems zu gewinnen.

Seit seiner Jugend ist Elliott fasziniert von Staatsführung und gesellschaftlicher Organisation und arbeitet daran, das Leben der Menschen durch bessere Institutionen zu verbessern. An der Universität untersuchte er das Strafrecht als einen entscheidenden Aspekt der Politik und bezog Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in juristische Entscheidungen ein. In seiner Doktorarbeit untersuchte er die Auswahl und Überwachung von Richter:innen und nutzte computergestützte Tools, um die Einstellungen und Prioritäten von Politiker:innen anhand ihrer Reden und Schriften zu analysieren.

Einsatz von KI zur Demokratisierung des Rechts

Elliotts Team untersucht Recht und Politik mit einer Mischung aus sozialwissenschaftlichen und datenwissenschaftlichen Instrumenten. So haben sie beispielsweise ein System zur Erkennung von Korruption in brasilianischen Kommunalverwaltungen entwickelt. Sie untersuchten auch, wie die von Richter:innen wahrgenommenen Geschlechterstereotypen ihre Entscheidungen in Fragen der Geschlechterrechte beeinflussen. In einem Projekt mit Schwerpunkt Indien untersuchten sie geschlechts-, religions- und kastenbezogene Vorurteile unter Richter:innen.

Eine gut funktionierende Justiz braucht Rechtsgrundlagen, die öffentlich zugänglich sind. Gesetze sind jedoch immer schwerer zu verstehen, da sie aufgrund von Technologie und Globalisierung immer komplexer werden. Medienorganisationen haben aufgrund geringerer Ressourcen und zunehmender Politisierung Schwierigkeiten, Urteile zu übersetzen. Künstliche Intelligenz bietet nun eine gewisse Hoffnung für die Verbesserung der Zugänglichkeit von Gesetzen: Elliotts Forschung zeigt, wie KI komplexe Rechtsbegriffe in lesbare Zusammenfassungen von Gerichtsurteilen übersetzen kann.

Vorurteile abbauen

Das Recht wird zur Bewältigung von Konflikten eingesetzt, sowohl innerhalb eines Landes als auch international. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, brauchen Richter:innen Fähigkeiten und Anreize, um Entscheidungen zu treffen, die mit den gesellschaftlichen Normen übereinstimmen. Technologie und gut funktionierende Institutionen können die Voreingenommenheit, die diese Arbeit bei Richter:innen und politischen Entscheidungsträgern beeinträchtigen kann, verringern.

«Wir müssen die Anreize für politische Entscheidungsträger:innen mit der Öffentlichkeit in Einklang bringen und gleichzeitig der Öffentlichkeit Zugang zu mehr Informationen verschaffen. Wir müssen darauf vertrauen, dass die Menschen auf lange Sicht die richtigen Entscheidungen treffen, wenn sie alle Informationen erhalten»

Prof. Dr. Elliott Ash, Assistenzprofessor für Recht, Wirtschaft und Datenwissenschaft an der ETH Zürich

Soziale Medien als Friedensinstrument

Medinat Malefakis

Dr. Medinat Malefakis studierte in Nigeria an der Ahmadu Bello University Zaria und an der Nigerian Defence Academy, bevor sie als Gastdoktorandin nach Zürich kam. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf den humanitären Herausforderungen von Zwangsvertreibungen infolge von Konflikten und Terrorismus. Medinat analysiert die Friedenskonsolidierung, die sich parallel zu einem laufenden Konflikt entwickelt. Sie sieht darin eine Möglichkeit, die Vertreibung zu verringern und die Reintegration und Rehabilitation zu fördern. Digitale Technologien spielen in ihrer Arbeit eine Schlüsselrolle.

Ein Konfliktkatalysator und ein Instrument der Friedensförderung

In ihrer Forschung untersucht Medinat den Einsatz sozialer Medien und anderer digitaler Technologien in Konflikten und sozialen Bewegungen in Nigeria. In ihrer Arbeit untersucht sie deren Potenzial als friedensfördernde Instrumente anstelle als Katalysatoren für Konflikte und Terrorismus.

In Zeiten von Konflikten neigt die digitale Technologiebranche dazu, einen Interventionsmodus einzunehmen, der sich oft auf die Regulierung von Hetzsprache und Desinformation beschränkt. Die Arbeit von Medinat geht darüber hinaus und befasst sich mit dem Handeln und der gelebten Realität der von Konflikten betroffenen Menschen. Anhand der Fallstudie einer sozialen Bewegung in Nigeria – der #ENDSARS-Bewegung und dem terroristischen Aufstand von Boko Haram – schlägt sie ein neues Modell für die gemeinsame Entwicklung von Initiativen zur Friedenskonsolidierung vor. Die Idee ist, Gruppen, die anfällig für Konflikte sind, die durch digitale Technologien ausgelöst werden, in die Lage zu versetzen, ihren eigenen Weg der Friedensförderung zu definieren. Medinat ist überzeugt, dass die Ko-Kreation friedensfördernde Prozesse nachhaltiger machen wird.

Sie ist sich der komplexen Dynamik bewusst, die den Verlauf von Konflikten auf der ganzen Welt und speziell in Nigeria bestimmt, und glaubt, dass ein grösseres Bewusstsein für die verschiedenen Wege, auf denen soziale Medien diese Dynamik beeinflussen und verstärken, zur Stärkung der Friedensförderung genutzt werden kann.

Friedenskonsolidierung vor Entwicklung

Frieden ist die Voraussetzung für Entwicklung. Gesellschaften machen bessere Fortschritte, wenn sozial- und wirtschaftspolitische Massnahmen in einem sicheren Umfeld entwickelt und umgesetzt werden. Durch die Förderung einer Methode, die es den von Konflikten betroffenen Gruppen ermöglicht, die für sie geeigneten Mechanismen zur Friedenskonsolidierung vorzuschlagen, trägt die Forschung von Medinat auch zu Inklusivität, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit bei. Digitale Technologien und soziale Medien nehmen einen grossen Teil unserer Aufmerksamkeit in Anspruch und sind damit ein wichtiges und solides Instrument der Friedensförderung.

«Bei meiner Forschung geht es um die Förderung des Friedens in konflikt- und kriegsgebeutelten Gesellschaften»

Dr. Medinat Malefakis, Dozentin am Fachbereich für Geistes-, Sozial- und Politikwissenschaften

Konfliktbewältigung vor der Kamera

Jeanine Reutemann, Lars-Erik Cederman, Claudia Zingerli

2017 machte sich eine internationale Forschergruppe daran, einen 68-minütigen Dokumentarfilm mit dem Titel «Inequality and Conflict: Beyond Us and Them» zu produzieren.

Für Dr. Jeanine Reutemann, seit 2022 Leiterin des ETH LET EduMedia Hub, Dr. Claudia Zingerli, ehemals Koordinatorin des Swiss Programme for Research on Global Issues for Development (www.r4d.ch) und seit 2022 Leiterin ETH Sustainability, und Professor Lars-Erik Cederman, seit 2003 Professor für Internationale Konfliktforschung an der ETH Zürich, wurde es eine transformative Reise. Gemeinsam mit Forschungspartner:innen aus dem von Lars-Erik geleiteten Projekt Ethnic Power Relations sowie zwei weiteren Forschungsteams aus insgesamt 11 Ländern haben sie einen Film produziert, der ein breites Publikum über forschungsbasierte Lösungen für friedlichere, gerechtere und integrative Gesellschaften informiert, die auf einzigartige Weise zueinander sprechen. Das Projekt bringt Erkenntnisse aus Guatemala, Nigeria, der Schweiz, Sri Lanka und Indonesien zusammen.

Nuancierte Forschung und persönliche Geschichten

Der Forschungsdokumentarfilm entstand durch die Zusammenarbeit über die Grenzen von Orten und Menschen hinweg, wobei verschiedene Arten von Wissen und Erfahrungen im Umgang mit Ungleichheit und Konflikten berücksichtigt wurden. Nicht-akademische Partner:innen traten als Protagonist:innen auf und teilten ihre Lebenserfahrungen sowie die Bilder von Ungleichheit in ihrem Umfeld. Diese Beiträge schufen neue Verbindungen zwischen verschiedenen Schauplätzen, Massstäben, Konzepten und Forschungsergebnissen und trugen dazu bei, einen Film zu schaffen, der die Forschungsergebnisse in einen Kontext stellt und Lösungen für friedlichere, gerechtere und integrativere Gesellschaften aufzeigt. Als ein Prozess der Synthese von Forschungsergebnissen kombiniert und ergänzt der Film ausgewählte Ergebnisse, die aus den unterschiedlichen Methoden dreier Forschungsprojekte hervorgegangen sind, die sich mit der Frage befassen, wie soziale Konflikte auf der ganzen Welt entschärft werden können.

Die persönlichen Geschichten der Protagonist:innen tragen dazu bei, nuancierte und detaillierte Forschungserkenntnisse zugänglicher zu machen und dem Publikum einen direkteren Zugang zu den globalen Fragen der ethnischen Machtverhältnisse, der Ungleichheit der Geschlechter und der Bewältigung einer schmerzhaften Vergangenheit zu ermöglichen. Dies sind notwendige Zutaten, um die gesellschaftlichen Konflikte von heute zu verstehen und eine Politik der Friedensförderung zu beraten. Das internationale Produktionsteam um die Filmemacherin Jeanine arbeitete sowohl vor Ort als auch weit entfernt von einander zusammen. Ihre Arbeit zeigte, dass Menschen und Gruppen mit ähnlichen Erfahrungen mit sozialen Konflikten sehr unterschiedliche Perspektiven und Wahrnehmungen dieses Konflikts haben. Immer wieder fanden sie Belege dafür, dass die Realität immer komplexer ist als die binäre Erzählung «sie gegen uns». Der Film zeigt die Geschichte von Menschen, die sich jenseits dieses Narrativs für Inklusion einsetzen und dabei nicht davor zurückschrecken, schmerzhafte Vergangenheiten, Diskriminierung und Konflikte anzusprechen.

Filmemachen für nachhaltige Entwicklung

Filmemachen kann die Art und Weise verändern, wie wir Wissenschaft und globale Themen sehen und darstellen. Visuelle Darstellungen und gesprochene Erfahrungsberichte offenbaren eine menschliche Dimension von Ungleichheit und Konflikten, die in der abstrakteren Welt der Daten oft verborgen bleibt.

«Wir leben in einer Zeit, in der alternative Fakten und Fake News die politische Entscheidungsfindung verzerren, und (…) die Verbindung zwischen Ungleichheit und Konflikten könnte sich dadurch sogar noch verschärfen. Wir müssen diese Probleme aufklären, und dafür brauchen wir evidenzbasierte Forschung»

Prof. Dr. Lars-Erik Cederman, Professor für Internationale Konfliktforschung an der ETH Zürich

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