Gerd Ludwig

Der lange Schatten von Tschernobyl*

General Guisan Quai

Es gibt keine Worte um die Verwüstungen zu beschreiben, die Tschernobyl hinterlassen hat. Gerd Ludwig hat binnen 25 Jahren zwölf Mal die Sperrzone besucht. Das Ergebnis ist eine zutiefst persönliche Reise in eine für immer veränderte Landschaft und ein erschreckender Bericht über eine ökologische und menschliche Tragödie. Von den Opfern, die mit den seelischen und körperlichen Folgen leben, über
die Sperrzone, die durch die Evakuierung von mehr als
250 000 Menschen entstanden ist, bis hin zur verlassenen Stadt Prypjat, die einst aufgrund ihrer Lebensqualität ein Traum der Wissenschaftler:innen war, heute aber unbewohnbar ist, ist es ein Bericht über schier unglaubliches Leid. Unter enormem Zeit- und Strahlungsdruck wagte sich Ludwig tiefer als jeder andere westliche Fotograf in den Unglücksreaktor #4, der nun für mindestens 100 Jahre unter dem «New Safe Confinement» verschwunden ist. Entstanden ist ein Werk zum Gedenken an jene, die ihr Leben verloren haben, und jene, die noch immer unter dieser Tragödie leiden. Ein emotionales, zum Nachdenken anregendes Zeugnis der bisher schlimmsten Atomkatastrophe der Welt.

Damit wurde es zu einem Dokument im politischen, ökologischen und wirtschaftlichen Diskurs über die Sicherheit der Kernenergienutzung – und zu einer Warnung vor menschlicher Hybris, die daran erinnert, dass nicht alles, was technologisch machbar ist, auch weise ist.

Der Deutsch-Amerikaner Gerd Ludwig gilt als einer der wegweisenden Dokumentarfotografen unserer Zeit. Er studierte bei Prof. Otto Steinert an der Folkwangschule in Essen, Deutschland. Nach seiner Übersiedlung in die USA gehörte er drei Jahrzehnte zum Kernteam des National Geographic Magazine. Seine engagierten Berichte über die Folgen der Katastrophe von Tschernobyl gelten als Meilenstein des modernen Fotojournalismus. Für seine herausragende Arbeit wurde er mit der University of Missouri Medal of Honor und dem Dr. Erich Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie ausgezeichnet.

* open your eyes anerkennt die korrekte ukrainische Schreibweise für «Tschornobyl». Da sowohl die Entstehung als auch der Unfall des Kernkraftwerks in die Zeit der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetunion fielen, in der Russisch die zweite Staatssprache war, hat sich die Schreibweise von «Tschernobyl» durchgesetzt.

Curated by Gerd Ludwig / Printed by CEWE

Nachhaltiges Entwicklungsziel (SDG) 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur

Entdecken Sie hier Beiträge der ETH Zürich zum Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG) 9:

Nachhaltige Baumaterialien

Oxara

Das ETH-Spin-off Oxara wurde von Gnanli Landrou aus Togo und Thibault Demoulin aus Frankreich mitbegründet. Beide haben einen akademischen Hintergrund in Materialwissenschaften.

Gnanli wuchs in Westafrika auf und war aktiv am Bau von Lehmhäusern beteiligt, was seine Sichtweise auf die Materialverwendung prägte. Diese Bauweise ist auch in Thibaults Heimatregion, der Bretagne, üblich, wo der Lehmbau eine lange Tradition hat.

Durch ihre Erfahrungen und Gespräche entdeckten Gnanli und Thibault eine gemeinsame Faszination für Lehmbaustoffe. Ihre individuellen Begegnungen mit dem Lehmbau an verschiedenen Orten führten zu einer gemeinsamen Wertschätzung der einzigartigen Qualitäten und des Potenzials nachhaltiger Baukonzepte.

Nachhaltiges Bauen und erschwinglichen Wohnraum ermöglichen

Nach Angaben von UN Habitat werden bis 2050 drei Milliarden Menschen keinen Zugang zu angemessenem, nachhaltigem und erschwinglichem Wohnraum haben. Der Bau ausreichender Wohnungen ist jedoch mit Kosten für den Planeten verbunden. Herkömmliche Baumaterialien wie Zement, Beton und Ziegelsteine sind für 10 Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen verantwortlich und machen ein Drittel des weltweiten Abfalls aus.

Oxara hat sich zum Ziel gesetzt, Bauabfälle wie Aushub- und Abbruchmaterial in nachhaltige und erschwingliche Bauprodukte umzuwandeln. Zu diesem Zweck bietet das Unternehmen eine Reihe spezialisierter Zusatzmittel und Bindemittel an, die es ihm ermöglichen, bestehende Infrastrukturen und Verfahren zu nutzen, um die schnelle Einführung neuer Technologien in grossem Massstab zu fördern.

Die von Oxara hergestellten Produkte können den Kohlenstoff-Fussabdruck von Baumaterialien verringern. Durch das Upcycling von Abfallstoffen wird auch der Bedarf an intensivem Bergbau verringert. Letztlich ermöglicht das Unternehmen den Bau von nachhaltigeren und erschwinglicheren Häusern.

Öffentliches Bewusstsein für nachhaltiges Bauen und Kreislaufwirtschaft

Oxara ermutigt Immobilienentwickler:innen, Bauherr:innen, Bauunternehmer:innen und Materialhersteller:innen, sich zu verpflichten, zukünftige Häuser so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Sie können dies tun, indem sie weniger oder gar keinen Zement verwenden, lehmbasierte und biobasierte Ressourcen nutzen und so viel Abfallmaterial wie möglich wiederverwerten, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern.

Zurzeit ist Oxara hauptsächlich in der Schweiz tätig. Ziel ist es jedoch, zu zeigen, dass ihr Ansatz auch in anderen Teilen der Welt funktioniert. Derzeit wird daran gearbeitet, die Effizienz ihres Produkts in einer Reihe von Ländern wie Indien, Ruanda und Tansania zu demonstrieren.

«Die Zeit für eine Veränderung ist jetzt! Gemeinsam können wir das Wohlbefinden der Menschen verbessern und eine gesunde Umwelt schaffen»

Gnanli Landrou und Thibault Demoulin, Mitbegründer von Oxara

Bewusste Konsumentscheidungen

Stefanie Hellweg

Schon während ihres Studiums besuchte Professorin Stefanie Hellweg alle Kurse, die mit Umwelttechnologien zu tun hatten, die es damals gab. Aus der Leidenschaft für Umweltthemen entwickelte sich während ihres Promotionsstudiums ein Interesse für das Gebiet der Ökobilanzierung. In dieser Phase fühlte sie sich von der Idee angezogen, einen Systemansatz für das Materialrecycling zu wählen und umfassende Bewertungen von Technologien oder Produkten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg, «von der Wiege bis zur Bahre», durchzuführen. Dieser Ansatz ermöglicht eine effiziente Entscheidungsfindung, um die besten Umweltlösungen für ein bestimmtes Problem zu finden.

Messung der Umweltauswirkungen

Stefanie und ihre Forschungsgruppe entwickeln und wenden Methoden an, die Entscheidungen über nachhaltige Produktion und nachhaltigen Verbrauch unterstützen. Sie wollen verstehen, wie sich Treibhausgasemissionen und Ressourcenverbrauch auf die Umwelt auswirken, und können die Auswirkungen von Produkten, Verfahren und neuen Technologien quantifizieren. Ihre Arbeit konzentriert sich nun auf die Kreislaufwirtschaft, insbesondere auf die Untersuchung der Vorteile und Auswirkungen von Materiallebenszyklen.

Der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt sind die grössten Bedrohungen unserer Zeit. Stefanie und ihre Gruppe ermitteln Hebel für Veränderungen, die dazu beitragen können, diese Probleme abzuschwächen und zu verringern. Wenn sie zum Beispiel verschiedene Materialalternativen bewerten und vergleichen, können sie die umweltfreundlichsten Optionen ermitteln. Da die gebaute Infrastruktur ein wichtiger Faktor für Treibhausgasemissionen ist, untersucht das Team, wie Stadtplanung, Gebäude und andere Infrastrukturen verbessert werden können, um die Auswirkungen auf das Klima zu verringern.

Bewusste Konsumentscheidungen

Stefanie ist der Ansicht, dass es von entscheidender Bedeutung ist, dass Gesellschaften und Volkswirtschaften einen tief greifenden Wandel in ihrem Produktions- und Konsumverhalten vollziehen, wenn die Welt die drängenden Probleme des Klimas und der biologischen Vielfalt wirksam angehen will.

Als Verbraucher:in hat jede:r von uns die Möglichkeit, einen positiven Einfluss auszuüben, indem wir bewusster mit unseren Konsumentscheidungen umgehen. Indem wir uns der ökologischen und sozialen Auswirkungen unseres Handelns bewusst sind, können wir unseren Teil zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen beitragen. Das bedeutet, dass wir unnötigen Konsum, der die Umwelt stark belastet, vermeiden und uns für nachhaltigere Alternativen entscheiden sollten.

«In einer nachhaltigen Zukunft werden wir gelernt haben, innerhalb der planetarischen Grenzen zu leben. Dies setzt voraus, dass Energie ‹defossilisiert› wird, Materialien effizient genutzt und im Kreislauf weitergegeben (z.B. wiederverwendet oder recycelt) werden und Menschen bewusst konsumieren und in nachhaltige Anlagen investieren»

Prof. Dr. Stefanie Hellweg, Leiterin des Instituts für Ökologisches Systemdesign an der ETH Zürich

Stadtverkehr neu gedacht

Kay W. Axhausen

Als Bauingenieur ist Professor Kay W. Axhausen ein Experte für Stadtplanung geworden. Karten und Stadtpläne bedeuten für ihn mehr als die physischen Merkmale, die sie darstellen: Sie zeigen Städte als komplexe Systeme. Indem sie die sozialen, technischen und ökologischen Dimensionen von Städten berücksichtigen, streben Stadtplaner wie Kay danach, das Engagement der Gemeinschaft zu fördern, eine effiziente Verwaltung der Infrastruktur zu gewährleisten und die Nachhaltigkeit zu fördern.

E-Bike-Stadt

Kay und seine Gruppe widmen sich der Entschlüsselung und Vorhersage des Reisemobilitätsverhaltens. Sie tun dies, indem sie systematisch messen, simulieren und wertvolle Erkenntnisse und Daten in ein umfassendes, gross angelegtes Modell integrieren. Der aktuelle Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Erforschung des Potenzials für die Schaffung von «E-Bike-Städten» durch die Umgestaltung der bestehenden Infrastruktur für Fahrräder, Fusswege oder andere öffentliche Verkehrsmittel. Ein Teil dieser Forschungsarbeit besteht darin, die Vorteile und anderen Auswirkungen einer solch dramatischen Veränderung in der Organisation des städtischen Verkehrssystems zu untersuchen, um die Machbarkeit und Durchführbarkeit eines nachhaltigen Verkehrs zu bewerten, der im Mittelpunkt der Städte steht.

Ihre Forschung und Simulationen zielen darauf ab, Szenarien zu entwickeln, die Stadtplaner:innen, politische Entscheidungsträger:innen und andere nutzen können, um die potenziellen Vorteile und Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Übergang zu E-Bike-Städten zu beleuchten. Durch die Erforschung von Möglichkeiten zur Förderung eines nachhaltigen Verkehrs, zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen und zur Verbesserung der Lebensqualität in den Städten trägt ihre Arbeit letztendlich dazu bei, eine grünere und nachhaltigere Zukunft für städtische Umgebungen weltweit zu gestalten.

Neue Verkehrssysteme

Kay appelliert an die politischen Entscheidungsträger:innen, neue Wege zur Gestaltung von Verkehrssystemen zu erforschen. Er ist überzeugt, dass angesichts des erheblichen Beitrags des Verkehrssektors zu den Treibhausgasemissionen neue Ideen und positive Visionen erforderlich sind, um die öffentliche Diskussion voranzutreiben und die Unterstützung der Wähler:innen zu gewinnen. Um die Emissionen des Sektors zu reduzieren, sind Innovation, interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Hervorhebung der allgemeinen Vorteile eines nachhaltigen Verkehrs erforderlich. Gleichzeitig müssen soziale Gerechtigkeit und eine Reihe von Interessengruppen in die Diskussion einbezogen werden, um sicherzustellen, dass die Energiewende fair und gerecht ist.

«Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und Systemdenken können Städte so gestaltet werden, dass sie widerstandsfähig, integrativ und umweltbewusst sind, die vielfältigen Bedürfnisse ihrer Bewohner:innen erfüllen und gleichzeitig die Ressourcen für die Zukunft erhalten»

Prof. Dr. Kay W. Axhausen, ehemaliger Leiter des Instituts für Verkehrsplanung und Transportsysteme der ETH Zürich

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