Gerald Mansberger & Markus Eisl

eoVision

Der Fussabdruck des Menschen

Lindenhof

Von den dicht besiedelten Städten bis zu den unwirtlichen Wüsten der Sahara und den Eiswüsten der Antarktis haben wir Menschen mittlerweile fast überall unsere Spuren, unseren Fussabdruck, hinterlassen und dabei die Erde in stark unterschiedlichem Ausmass umgestaltet.

Keine Technik eignet sich so gut wie die Satellitenfernerkundung, wenn unser Einfluss auf die Umwelt gezeigt werden soll. Aus einer Höhe von einigen hundert Kilometern nehmen heute hochwertige Kameras ständig Bilder der Erdoberfläche auf. Von den Brennpunkten menschlicher Aktivitäten wie pulsierenden Megacities, von kleinen Städten und Dörfern ebenso wie von entlegenen Regionen der Erde, die noch kaum vom Menschen berührt wurden, werden laufend Aufnahmen mit einer Bildauflösung bis zu 30 Zentimetern geliefert. Durch Vergleich dieser Aufnahmen mit älteren kann die Entwicklung des menschlichen Fussabdrucks detailliert erfasst werden.

Neben der inhaltlichen Aussage der Satellitenbilder ist es immer auch der von ihnen vermittelte ästhetische Eindruck, der die Aufnahmen zu einer einzigartigen Kombination von Zeitdokument und visuell beeindruckenden Fotografien macht.

Im Jahr 2008 im österreichischen Salzburg gegründet, beschäftigt sich eoVision seit Beginn neben technischen Auswertungen von Satellitendaten mit der Aufbereitung von ästhetisch hochwertigen und inhaltlich aussagekräftigen Bildern, um die Schönheit und Verletzlichkeit der Erde einem breiteren Kundenkreis zu vermitteln. In Zusammenarbeit mit Satellitenbetreibern wie Maxar, Airbus und European Space Imaging gestalteten Markus Eisl und Gerald Mansberger zahlreiche Ausstellungen, Sachbücher, Atlanten und die Bildbandreihe «Human Footprint», die sich mit unterschiedlichen Teilbereichen dieses Themas befassen.

Curated by Lois Lammerhuber / Printed by CEWE

Nachhaltiges Entwicklungsziel (SDG) 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden

Entdecken Sie hier Beiträge der ETH Zürich zum Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG) 11:

Stadt und Land im Gleichgewicht

Sacha Menz

Sacha Menz ist Professor für Architektur und Bauprozess an der ETH Zürich und seit 2020 Direktor des Future Cities Laboratory (FCL G).

Seine Faszination für Städte entdeckte er als Kind auf einer Reise durch Italien. Die meisten Städte, die in der Renaissance und in den Achtzehnhundertjahren gebaut wurden, sind fantastische Beispiele für eine lebenswerte Stadtentwicklung. Sie setzen menschliche Dimensionen und öffentlich zugänglichen Raum um und bieten gleichzeitig wirtschaftliche Möglichkeiten.

Erforschung von Städten durch eine transdisziplinäre Linse

FCL G ist ein Forschungsprogramm, das sich auf die Untersuchung und Verbesserung von Städten und den sie umgebenden suburbanen und ländlichen Gebieten durch eine transdisziplinäre Sichtweise konzentriert. Die Arbeit von FCL G geht über die traditionellen akademischen Grenzen hinaus und fördert die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen Expert:innen aus verschiedenen Bereichen.

FCL G erforscht innovative Methoden und Techniken zur Bewältigung der komplexen Herausforderungen, mit denen die Städte konfrontiert sind. Es wird untersucht, wie verschiedene Disziplinen zur Lösung städtischer Probleme beitragen können, sei es durch wissenschaftliche Analysen, kreative Designkonzepte, effiziente technische Verfahren oder wirksame Verwaltungsstrategien.

Förderung der Interdependenzen zwischen ländlichen und städtischen Gebieten

FCL G sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Herausforderungen und Chancen des modernen Städtebaus und fördert die Kommunikation zwischen Forschenden, Interessensgruppen und Bürger:innen.

Da die städtischen Gebiete weiter wachsen, gibt es ein zunehmendes Ungleichgewicht bei den Ressourcen, Möglichkeiten und Dienstleistungen zwischen den Städten und ihren umliegenden Regionen. Städte ziehen oft mehr Investitionen, Infrastrukturentwicklung und Beschäftigungsmöglichkeiten an, was zu einem Ungleichgewicht bei Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsaussichten führt. Dieses Ungleichgewicht führt zu einem Kreislauf, in dem Menschen aus Vororten oder ländlichen Gebieten auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in die Städte strömen, was zu einer höheren Bevölkerungsdichte und einer stärkeren Belastung der städtischen Infrastruktur führt.

Sacha Menz wünscht sich, dass die Menschen mehr regional als global denken und handeln. Ungleiche Abhängigkeiten zwischen ländlichen Gebieten und Städten nehmen zu. Wir brauchen mehr Verflechtungen.

«Chancengleichheit sollte durch eine gross angelegte Wissensverbreitung geschaffen werden. Das fängt in jedem Haushalt an, bei der Erziehung der Kinder, und muss sich bis in die Schulen und Universitäten ausbreiten»

Prof. Dr. Sacha Menz, Direktor des Future Cities Laboratory (FCL G) der ETH Zürich

Mit vertikalen Farmen das System aufbrechen

YASAI

Mark E. Zahran, ein Schweizer Architekt, entwickelte während seines Studiums in Mexiko ein tiefes Interesse für das Konzept der vertikalen Landwirtschaft in städtischen Umgebungen. Diese Faszination wurde durch die Lektüre des Buches «The Vertical Farm: Feeding the World in the 21st Century» von Dickson Despommier gezündet. Marks Begeisterung für die Idee wuchs exponentiell, so dass er den Autor bald darauf persönlich traf. Im Jahr 2019 wurde sein Startup YASAI mit dem ETH-Spin-Off-Label ausgezeichnet.

Vertical Farming

YASAI baute in Niederhasli, Zürich, die grösste Vertical Farm der Schweiz, um diese neue, effizientere Art des Pflanzenanbaus zu präsentieren. Sie wird Vertical Farming genannt, weil YASAI ihre Erträge in bis zu sechs Schichten übereinander stapelt, wie in einem Lagerhaus.

Diese Art der Lebensmittelproduktion ist nachhaltiger, weil sie kostbaren Platz spart und bis zu 200-mal mehr Ertrag pro Quadratmeter produzieren kann. Durch zirkuläre Systeme verbrauchen sie 95 Prozent weniger Süsswasser als die traditionelle Landwirtschaft. Es müssen auch keine chemischen Pestizide eingesetzt werden, da ihre Pflanzen in einer sicheren und kontrollierten Umgebung wachsen.

YASAI möchte das derzeitige Lebensmittelsystem aufbrechen, indem es nachhaltiger und widerstandsfähiger wird. Normalerweise werden acht Monate im Jahr frische Kräuter in die Schweiz importiert. Da YASAI das ganze Jahr über Kräuter vor Ort anbaut, können sie die dadurch verursachten Lebensmittelmeilen und Lebensmittelabfälle vermeiden.

Bewusste Entscheidungen bei der Lebensmittelauswahl

YASAI zielt darauf ab, Menschen und Pflanzen zu verbinden. Vertikale Farmen werden ein fester Bestandteil städtischer Umgebungen sein und als Infrastrukturen in Grossstädten auf der ganzen Welt integriert werden. Sie schaffen widerstandsfähigere und autarke Lebensräume, in denen sowohl Menschen als auch andere Arten gedeihen können.

Die Entscheidungen, die wir in Bezug auf unseren Konsum treffen, haben erhebliche Auswirkungen sowohl auf unsere Gesellschaft als auch auf die Gesundheit unseres Planeten. Es wird immer deutlicher, dass eine gesunde Ernährung nicht nur unserem persönlichen Wohlbefinden dient, sondern auch zu einem insgesamt gesünderen Planeten beiträgt. Durch einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil kann jeder aktiv zu einem positiven Wandel beitragen.

Auch wenn die Technologie bei der Förderung eines nachhaltigeren Lebensmittelsystems eine Rolle spielt, ist es wichtig, dass die Verbraucher:innen ihre eigene Verantwortung erkennen, um wirklich etwas zu bewirken. Indem wir bewusste Entscheidungen über die von uns gekauften Lebensmittel treffen, können wir gemeinsam etwas bewirken.

«Gehen wir in die Vertikale und bauen wir mehr mit weniger an»

Mark E. Zahran, Co-CEO von YASAI

Kreislaufwirtschaft im Bauwesen

Catherine De Wolf

Prof. Dr. Catherine De Wolf hat einen multidisziplinären Hintergrund in Bauingenieurwesen und Architektur. Seit sie ein kleines Mädchen war, spielte sie gerne mit Legosteinen. Sie baute etwas, baute es wieder ab und baute dann etwas Neues mit denselben Bausteinen. Dies weckte ihr Interesse an den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft in der Architektur und an Technologien, die die Wiederverwendung und Regeneration im Bauwesen fördern können.

Catherine war schon immer fasziniert von dem Kontrast zwischen der rationalen Seite des Ingenieurwesens und der Mathematik und der kreativen Seite der Architektur. Sie beschloss, beides zu verbinden. Angesichts der aufkommenden digitalen Innovation ist sie davon überzeugt, dass die Technologien zum Guten genutzt werden können.

Überwindung der Linearität des Bausektors

Der Bausektor verschmutzt die Umwelt, erzeugt Abfälle und erschöpft die Ressourcen. In der Schweiz stammen mehr als 65 Prozent aller Abfälle aus dem Bau- und Abbruchsektor. Warum ist das so? Der Sektor baut traditionell linear: Er gewinnt, produziert, nutzt und entsorgt Gebäude und Baumaterialien am Ende seines Lebenszyklus.

Was wir brauchen, ist eine Kreislaufwirtschaft, in der wir unsere Gebäude so lange wie möglich nutzen und dann unsere Baumaterialien und Komponenten wiederverwenden und ihnen ein neues Leben geben, anstatt sie zu «downcyceln» oder zu deponieren.

Catherine sah es als ihre Berufung an, dafür zu sorgen, dass weniger Material verschwendet wird, und so gründete sie das Circular Engineering for Architecture (CEA) Lab. In ihrer Forschung untersucht sie die digitale Transformation, um das zirkuläre Bauen effizienter zu machen.

Mithilfe digitaler Tools und Technologien ermöglicht Catherine eine umfassende Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen und verbessert die Sicherheit, indem sie Gefahren vor Baubeginn identifiziert und beseitigt. Durch die Einführung dieser digitalen und zirkulären Ansätze können Städte für ihre Bewohner:innen integrativer, sicherer, widerstandsfähiger und nachhaltiger werden. Darüber hinaus trägt der offensichtliche Umweltnutzen des zirkulären Bauens dazu bei, unsere Klimakrise zu bewältigen.

Kreislaufwirtschaft als Lösung

Catherine De Wolf hofft, dass die Grundsätze des zirkulären Bauens in den eigenen Einflussbereich aufgenommen werden können. Ob Sie nun Architekt:in, Ingenieur:in, Bauunternehmer:in, politische:r Entscheidungsträger:in oder einfach nur ein an nachhaltigem Leben interessierter Mensch sind, Sie können etwas tun, um zur Kreislaufbau-Bewegung beizutragen. Informieren Sie sich über Strategien des Kreislaufbaus, fördern Sie die Optimierung von Ressourcen und die Reduzierung von Abfällen bei Bauprojekten und setzen Sie sich für die Einführung digitaler Technologien ein, die den Kreislaufgedanken ermöglichen.

«Meine Vision für eine nachhaltige Zukunft ist ein regenerativer Bausektor. Die Zusammenarbeit zwischen den Akteur:innen ist von entscheidender Bedeutung, um Silos aufzubrechen und Partnerschaften zu fördern, um nachhaltige Praktiken während des gesamten Lebenszyklus des Bauwerks zu gewährleisten»

Prof. Dr. Catherine De Wolf, Leiterin des Circular Engineering for Architecture (CEA) Lab an der ETH Zürich

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