Anna Boyiazis

Das Recht der Frau, zu schwimmen

Seebad Enge

Sansibar. Eine Insel östlich des afrikanischen Kontinents, halbautonomer Teilstaat von Tansania. Zu 98 Prozent muslimisch. Gesellschaftlich beherrscht von den Bewahrern des Koran. Nirgendwo ertrinken mehr Menschen als in Afrika. Viele, weil sie nicht schwimmen können. Man müsste es lernen dürfen. Das aber ist Frauen auf Sansibar verboten. Und nun tun sie es trotzdem. Sie wagen es, sie riskieren die doppelte Mutprobe. «Panje» heisst das Projekt. Und es ist ansteckend. Es ermuntert immer mehr Mädchen und junge Frauen, sich selber wichtiger zu nehmen als das Verdikt alter Männer. Die US-amerikanische Fotojournalistin Anna Boyiazis, Tochter von Einwanderern aus der Ägäis und Ostafrika und Absolventin renommierter Universitäten, hat dieser wunderbaren Grenzüberschreitung ein visuelles Denkmal gesetzt: eine kleine Geschichte, die für etwas ganz Grosses steht, für die Emanzipation der Frau. Für das Recht von Frauen und Mädchen auf Selbstbestimmung und Gleichberechtigung, wie es in Artikel 5 der UN-Nachhaltigkeitsziele angestrebt wird. Boyiazis zeigt Überlebenswillen in Reinkultur, ebenso fröhlich wie tiefernst. Ihr ist an der Peripherie der Welt eine Entdeckung gelungen; sie hat etwas visualisiert, von dem wir sonst bei aller medialen Überfütterung nichts wüssten. Sie hat uns ins Bewusstsein gerufen, welche schönen Geschichten es gerade dort gibt, wohin wir sonst so selten schauen.

Anna Boyiazis wurde in Kalifornien als Tochter von Einwanderern aus der Ägäis und Ostafrika geboren. Sie absolvierte renommierte Universitäten in den USA, war zunächst in Design und Architektur tätig, hat neben diversen anderen Preisen auch einen World Press Photo Award gewonnen, und ihre Arbeiten wurden in vielen internationalen Ausstellungen gezeigt und in grossen Zeitschriften der USA und Europas publiziert.

Peter-Matthias Gaede

Curated by Gisela Kayser / Printed by CEWE

Nachhaltiges Entwicklungsziel (SDG) 5: Geschlechter-Gleichheit

Entdecken Sie hier Beiträge der ETH Zürich zum Nachhaltigen Entwicklungsziel (SDG) 5:

Mit Teilhabe zu mehr Gerechtigkeit

Johanna Jacobi

Professorin Johanna Jacobi hat familiäre Wurzeln in Bolivien und Deutschland. Sie hat in Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Indien gelebt und gearbeitet. Sie glaubt fest an partizipatorische Prozesse und daran, wie diese genutzt werden können, um nachhaltige, faire Anbaumethoden und Lebensmittelsysteme zu entwickeln, die auf verschiedenen Arten von Wissen basieren. Johanna analysiert, wie Ungleichgewichte in der politischen und marktwirtschaftlichen Macht das globale Lebensmittelsystem an einen Krisenpunkt treiben.

Ungleiche Machtverhältnisse aufdecken

In ihrer Arbeit führt sie die Hauptursachen dieser Krise auf Machtverhältnisse zurück, die mehrdimensional und zunehmend unausgewogen sind. Im Kern geht es dabei um die ungleiche Beteiligung an Entscheidungsprozessen zwischen Gruppen, die innerhalb des Lebensmittelsystems arbeiten und sich in Geschlecht, Alter und Kultur unterscheiden können. Um dem entgegenzuwirken, konzentriert sich Johanna in ihrer agrarökologischen Forschung, wo immer möglich, auf Geschlechterrollen und kulturelle Aspekte.

Gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe an der ETH Zürich und internationalen Partner:innen macht Johanna Verbindungen zwischen verschiedenen Aspekten des Ernährungssystems sichtbar. Sie ist beunruhigt über die Unstimmigkeiten, die sie zwischen menschlichem Handeln und dem restlichen Leben auf unserem Planeten sieht, und versucht, Widersprüche und Alternativen aufzuzeigen, die sonst unbemerkt bleiben würden.

Genossenschaften und Deliberation

In Brasilien und Kenia konnten Johanna und ihre Forschungspartner:innen beispielsweise zeigen, wie die Herstellung von Käse und anderen Milchprodukten fairer und demokratischer gestaltet werden kann und wie sie den handwerklichen Erzeuger:innen, meist Frauen, ein Einkommen verschaffen kann. Durch partizipative Aktionsforschung und Partnerschaften mit lokalen NGOs halfen sie bei der Gründung von Genossenschaften, die es den kleinen Milchproduzent:innen ermöglichen, ihre Produkte direkt an die Kund:innen zu vermarkten und so ihre Abhängigkeit von Zwischenhändler:innen zu verringern.

Johanna hat in ihrem Werkzeugkasten einen mächtigen Hebel und ein «partielles Gegenmittel» gegen ungleiche Machtverhältnisse: die Deliberation, das heisst das politische Gespräch der Bürger:innen, die kollektive Entscheidungsfindung und die Beteiligung an politischen Prozessen. Ihre systemische agrarökologische Forschung – die neben ökologischen und ökonomischen auch soziale und kulturelle Dimensionen gleichwertig berücksichtigt – zeigt, dass das System sicherer, nachhaltiger und gerechter wird, wenn einheimische Frauen und Männer ihre Ernährungssysteme selbst und gemeinsam aufbauen.

«Unser Ziel ist es, durch sozial-ökologische Systemforschung zu einer nachhaltigen und gerechten Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen beizutragen»

Prof. Dr. Johanna Jacobi, Leiterin der Agroecological Transitions Group an der ETH Zürich

Gleichstellung an der ETH Zürich

Raphaela Hettlage

Das Diversity-Team der ETH Zürich ist multidisziplinär: Dr. Raphaela Hettlage und ihre Kolleginnen und Kollegen vereinen geistes- und sozialwissenschaftliche Kompetenzen aus den Bereichen Geschichte, Psychologie, Soziologie, Ethnologie, Politikwissenschaft und Gender Studies. Sie sind leidenschaftlich und motiviert, einen Beitrag zu einer gerechteren Welt zu leisten.

Wie setzt sich die ETH Zürich für die Gleichstellung der Geschlechter ein?

ETH Diversity ist die hochschulinterne Stelle, die sich für die Gleichstellung innerhalb der ETH Zürich einsetzt. Sie bringt Ideen ein, beantwortet entsprechende Anfragen und prüft Möglichkeiten zur Umsetzung von Massnahmen, die dieses Ziel fördern. Die Fachstelle berät die Schulleitung der ETH Zürich in Fragen der Gleichstellung, der Diversität und der Inklusion sowie zu Aktivitäten, die einen Kulturwandel fördern können, um die ETH-Gemeinschaft zu ermutigen, Chancengleichheit für alle zu schätzen. Im Rahmen dieser Arbeit trägt ETH Diversity dazu bei, Barrieren abzubauen, die bestimmte Gruppen davon abhalten, im akademischen Bereich erfolgreich zu sein. Dies ist wichtig, denn eine Gesellschaft, eine Organisation oder ein wissenschaftliches Unternehmen, das sich an die Grundsätze der Chancengleichheit hält, ist nicht nur gerechter, sondern kann auch akademische Talente besser nutzen.

Die Arbeit von ETH Diversity trägt zu mehreren SDGs bei. Sie zielt auf eine inklusive und gerechte Qualitätsbildung (SDG 4), fördert die Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft (SDG 5), reduziert Ungleichheiten in der akademischen Welt (SDG 10) und fördert ein verantwortungsvolles und inklusives Umfeld an der ETH Zürich (SDG 16). Indirekt trägt das Büro auch zur Erreichung anderer globaler Ziele bei, indem es eine qualitativ hochstehende Ausbildung und Arbeitsbedingungen fördert, die Raum für SDG-relevante Forschung schaffen.

Die Förderung von Vielfalt ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit: Untersuchungen zeigen, dass sie zu besserer Bildung und besserer Forschung führt, mit spürbaren Vorteilen für die Wissenschaft und die Gesellschaft.

«Initiativen zur Beseitigung von Hindernissen für die Chancengleichheit richten sich nicht nur an unterrepräsentierte Gruppen, sondern fördern ein besseres Arbeits- und Studienumfeld für alle»

Dr. Raphaela Hettlage, Leiterin ETH Diversity

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